Ich sitze gerade an meinem Küchentisch und grüble über einen Umstand, dessen Ausgang noch ungewiss ist, nach. Der Inhalt des Umstandes spielt hier keine Rolle. Was aber eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass ich Gefahr laufe, abermals in ein altes Muster zu verfallen. Mein Partner würde jetzt zu mir sagen: «cross the bridge when you reach it»und er hat recht. Anstatt einen Umstand gedanklich hin- und her zu wälzen, der noch nicht eingetroffen ist, sollte ich meine Gedanken und Energien lieber in positive und reale Dinge investieren.
Wenden wir uns also lieber der Frage zu, wie wir mit Ungewissheit umgehen können. Ungewissheit wird im Duden als «Zustand, der nicht feststeht» definiert. Dies hat wiederum mit Unwissenheit und Unsicherheit zu tun. In unserem täglichen Leben begegnen wir immer wieder Situationen, deren Ausgang ungewiss ist. Viele dieser Umstände haben nur eine begrenzte Bedeutung oder Tragweite. Daher ist die Unwissenheit darüber in der Regel nicht gerade schlafraubend oder löst in uns Ängste aus. Ungewissheit gehört ja ein Stück weit zu unserem Leben dazu. Denken wir etwa an Situationen, bei denen wir noch nicht wissen, was es zum Nachtessen gibt, um welche Uhrzeit wir genau zu Bett gehen oder was wir beispielsweise an unserem nächsten freien Wochenende unternehmen wollen. Anders sieht es jedoch bei Themen, wie dem Schreiben von wichtigen Prüfungen, Umstrukturierung am Arbeitsplatz, Gesundheitsfragen oder sonstigen mitunter existentiellen Themen, aus. In solchen Situationen mit Ungewissheit umzugehen, kann eine grosse Herausforderung darstellen und mit Stress und Ängsten verbunden sein.
Mein Verständnis bezüglich der Förderung unserer Resilienz Fähigkeit, beruht auf dem Modell der Sieben Säulen der Resilienz nach Sebastian Mauritz. Dieses zeigt uns nebst den Grundhaltungen «Akzeptanz», «Bindung», «Ziel- und Lösungsorientierung» und «gesundem Optimismus» die drei Praktiken «Selbstwahrnehmung», «Selbstreflexion» und «Selbstwirksamkeit» auf. Sowohl die Grundhaltungen wie auch die Praktiken, unterstützen uns darin, mit herausfordernden Situationen stressfreier umzugehen.
Zurück zu unserem Beispiel mit der Ungewissheit. Gerade die Grundhaltungen der Akzeptanz und eine Portion gesunder Optimismus sind sehr hilfreich, wenn es darum geht, nicht feststehende Zustände auszuhalten und die Zeit bis zur Gewissheit gut zu überbrücken. Genauso unterstützend ist es, über eine gute Bindung, also über ein gutes soziales Netz, zu verfügen. Manchmal ist es hilfreich über Situationen, deren Ausgang ungewiss ist, zu reden. Sei dies mit Familienangehörigen, Freunden oder auch Fachpersonen wie beispielsweise dem / der Hausärzt:in oder einem Coach. Die eigenen Gedanken zu formulieren und jemandem anzuvertrauen, kann sehr unterstützend sein. Es können sich neue Gedanken eröffnen und wir erhalten frische Impulse. Dies ermöglicht es uns, vom Gedankenkarussel, welches entstehen kann, wenn wir unsere Befürchtungen und Ängste immer nur mit uns selbst ausmachen, abzuspringen. Und so helfen mir auch Ziel- und Lösungsorientierung, nicht ein Dauerabo für eben jenes Karussell zu lösen oder an meinem Küchentisch zu verzweifeln.
Eine gute Bindung bezieht sich allerdings nicht ausschliesslich auf das soziale Netz, sondern spricht auch den guten Zugang zu sich selbst an. Diesen benötigen wir, wenn es um die drei Praktiken «Selbstwahrnehmung», «Selbstreflexion» und «Selbstwirksamkeit» geht. In den kommenden drei Blogeinträgen, stelle ich Euch diese und dazugehörende Tools vor.
In diesem Sinne wünsche ich Euch eine positive Wartezeit bis zum nächsten Teil dieser Blogserie.
Und übrigens, die drei Praktiken haben mich schon manches Mal dabei unterstützt, nicht an meinem Küchentisch zu verzweifeln!
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